dazwischen
Montag, 29. April 2024

ARGHHHH

Wachstumsschmerzen. Faltige Knie. Unbewegt und dauergerührt. Mensch, ich muss mich ändern.

...

Muss ich verzeihen, weil ich verstehe?

Übergriffiges Verhalten tolerieren, weil ich die Ursachen erkenne?

Es scheint nur eine Antwort auf diese Fragen zu geben, wild ist, dass man es sich dennoch einrichten kann, auf beide immer wieder 'Ja' zu sagen, zu sich, weil die Liebe & das Mitgefühl, die man empfindet, einem die Hoffnung nicht kaputt machen können, dass sich etwas ändert, einst.

Dieser Hoffnung bester Feind ist allerdings der Respekt für das eigene Leben, und irgendwann ist die Liebe erschöpft.

Samstag, 27. April 2024

Lieben ist harter Tobak.

Habe heute gedacht: das war's, mehr nicht.

Ziehe meinen Pulli aus, nehme die Brille ab. Kalt und verschwommen, unkomfortabel und tranig. Träge, getanzt hab ich. Versucht Gitarre zu spielen, erfolglos.

Die alten Saiten haben mein Unvermögen besser verschleiert. Ich muss üben, aber ich kann nicht. Der Zeit ein Schnippchen schlagen.

Habe einen Plan. Habe losgelassen, bin frei. Das macht es besser, aber nicht klar. Fühle mich wie in einem Moment der zwischen zwei Stühlen steht, jedes Bein in der Luft, vom nächsten Hauch auf eine Seite geworfen. Ist trügerisch, denn ich habe es im Griff, kann das NÖ, von dem ich Anfang Zwanzig geträumt habe in mir fühlen wie die Botschaft der Engel, sie singen, es fügt sich ein Chor hinter mir, dem kein Ton zu hoch, keine Note zu tief, keine Harmonie zu fremd ist. Morgen früh esse ich overnight oats. Morgen gehe ich in den Wald. Morgen tausche ich mein Verlangen gegen harte Arbeit und am Dienstag wird sie belohnt.

Welche Woche? Welches Jahr? Was soll's. Sehe immer noch nicht klar, setze die Gläser auf meine Nase und staune, wie die Zeit vergangenen ist. Da dachte ich: Wenn ich mein Klavier bei mir hätte, es wäre mir gegeben. Dann erkannte ich: Die Gitarre ist meine Freundin, auch. Dann übte ich, probierte mich aus, um festzustellen: nicht alles, was man versäumt hat, kann man nachholen. Und trotzdem ist das unwichtig, allein der Moment der Erkenntnis, dass ich es gewesen wäre, dass ich ein Mensch geworden wäre, der die Musik in seinem Herzen in eine Form gebracht hätte, die anständig rockt, hat genügt, mich zu befreien.

Jetzt sitz ich da, schwummerige Birne und müde Augen, tappelige Finger und gerader Rücken, die Füße auf dem Sprisserl der Sessels tun weh, gerade, um mich wach zu halten, ich atme ein, atme aus, merke meinen Körper und das dumme Dröhnen in meinen Ohren, der Kühlschrank surrt leise, sonst Stille. Ich kratze meinen Nacken, senke den Kopf, lächle arrogant und fasse einen Entschluss.

Ich kann ihn hier kundtun, kaue kurz an meinem Nagel, sehe mir das Zimmer an. Die Legobauten, den Fernseher, die Gitarre und das Sofa, das Grünzeug am Tisch und neben meinem Platz die schwarze Lampe und das Silberblatt in der Ecke. Das schönste im Raum sind meine Papierfedern, die ich letzten Sommer für die Dekoration gebastelt hatte. Weil sie von unten beleuchtet nett aussehen, robust und zart. Ich denke an D., die mir geholfen, an mich geglaubt hat. Der ich eine herbe Enttäuschung zugefügt habe, weil ich wem Dritten ein Versprechen geglaubt hatte, das sich als Schall und Rauch erwiesen hat. Der ich dann keine Nachricht und keinen Anruf mehr zukommen lassen konnte, aus lauter Scham, weil ich ihr falsche Hoffnungen gemacht habe. Ich denke an alle die Absagen, die ich fabriziert habe im Laufe der Jahre, weil ich nicht sein durfte, was ich bin. Jetzt bin ich ich. Ich gehe keine Kompromisse mehr ein mit meiner Kraft. Was geht, weiß ich, an die Grenze gehe ich gerne, aus jeglicher Komfortzone verfüge ich meine Ängste so gut es gerade geht, aber über mein NÖ reise ich nie wieder hinaus.

Ich lehne mich zurück.

Ich werde die Frau sein, die ich hätte werden können. Dazu muss ich nicht lügen, keine Ausreden bemühen, mich nicht verstellen oder cool tun. Ich bin ab jetzt nur mehr so zu haben, wie es in mir angelegt ist. Es gibt mich. Ich bin nicht die beste Version meiner, ich bin die originale Version, ohne irgendeinen weiteren Versuch, wem zu gefallen, der diese Version nicht gerade so gerne hat, dass er den ganzen Weg anhören würde, wenn ich ihn denn darlegte.

So ist es, was soll ich machen? Für sigh tu ich alles. Es hat mich befreit, deswegen, mit diesem Wissen und dieser Liebe in meinem Herzen kann ich jeden weiteren Weg gehen, alleine und in Gesellschaft, wie auch immer er werden mag. Ich bin nicht die Künstlerin, die ich bin. Das Handwerkszeug und die verlorenen Jahre mangeln schwer. Nichtsdestotrotz keimt keinerlei Verbitterung mehr über diesen Umstand. Ich habe das Beste aus dem gemacht, was da war. Besser geht nicht. Liebe schmeckt nach gefrorenen Erdbeeren. Ich denke an Deinen Mund, sehe eine Stapel kleiner, aneinandergenähter Sechsecke neben mir liegen, und weiß, welches Prinzip bleiben wird. Das reicht. Solange es noch schimmert.

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